Der 'e'-Hochschullehrer im 'e'-Hochschulteam: Herausforderungen, Optionen und Praxisalltag

Die Virtualisierung hat in den letzten Jahren auf breiter Front in alle gesellschaftlichen Bereiche Einzug gehalten, so auch im Hochschulbereich. Der Weg dahin, neben die gewohnten und anfassbaren "Brick-and-Mortar"-Realit�ten eines Hochschulcampus eine virtuelle Infrastruktur aufzubauen war und ist, wie es sich f�r nachhaltige und grundlegende Umw�lzungen geh�rt, alles andere als geradlinig.

So haben wir uns in den letzten Jahren auseinandergesetzt mit kreativen Ausfl�gen auf vielf�ltige Nebengleise des sog. "e-Learning". Wir sind manchen Irrungen oder �bertreibungen bei technischen Innovationen aufgelaufen - insbesondere im Hinblick auf Priorit�tensetzung (wir erinnern uns: unverzichtbar und modern sind nur noch "Multimedia"). Wir haben uns den Herausforderungen f�r Plattformtechnologien im Backend, beim Benutzer-Client und dem dazugeh�rigen Verst�ndnis gestellt ("Meine Folien sind im Web gepostet, mit URL http:/x.y.z �ber den Browser [welchen??] abrufbar, also habe ich mich erfolgreich als e-Hochschullehrer/-in wegrationalisiert"). Wir haben versucht, den Produkt�berblick und die n�tige Beurteilungskompetenz aufrechtzuerhalten angesichts enormer Anstrengungen und anschlie�ender Misserfolge der Hersteller bei der Vermarktung umfassender Produktplattformen f�r die virtuelle Hochschule ("Warum wurde der legend�re 'Notes Learning Space' von Lotus nicht das SAP f�r die Hochschule?"). Wir haben uns, gerade auch in Deutschland, auf die t�ckischen Minenfelder von Glaubenskriegen f�r den richtigen p�dagogischen Ansatz begeben oder gefochten f�r die letzten Bastionen der Hochkultur eines echten akademischen Wissenschaftsbetriebs, in denen "e-" f�r alle Zeiten nichts zu suchen hat.

Dabei haben wir sehr viel gelernt �ber diese sich auftuende faszinierende neue Welt - und sind n�chterner geworden. Die Revolution "e-Learning" ist dabei, vern�nftigerweise zu einer Evolution zu mutieren, in der "Brick-and-Mortar" einerseits und virtuelle Konzepte andererseits z.B. im Ansatz des "Blended Learning" integrativ verstanden werden und so friedvoll wie fruchtbar koexistieren k�nnen. Analog wie SAP nicht mehr und nicht weniger als eine der Produktoptionen f�r wichtige IT-Bereiche einer modernen Unternehmung neben anderen nicht minder wichtigen IT-Bereichen darstellt, genau so findet die Ausdifferenzierung in den Virtualisierungskomponenten des Hochschulbetriebs statt. Es kann und wird hier nicht

den

e-Ansatz oder gar

das

e-Produkt geben, wodurch endg�ltig Stabilit�t in diese seit Jahren unruhige Front auf dem Campus gebracht werden kann. Vielmehr sehen wir einem flexiblen Umfeld mit vielf�ltigen Funktionalit�ten entgegen, bei dem - technologisch gesehen - IT-Komponenten in einer hochdifferenzierbaren f�derativen Umgebung zusammenarbeiten (k�nnen und werden).

In dieser Umgebung sind die Komponenten "Collaboration" und "Workplaces" als zentrale Themen des Hochschultags unabdingbare Komponenten. "Collaboration" ist hier verstanden als Zusammenarbeit von

allen

Hochschulangeh�rigen, in der Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden, in vielf�ltigen Teamkontexten. Mit "Workplaces" sind auf die jeweilige Rolle auf dem Campus abstellbare und hochindividualisierbare Arbeitsumgebungen gemeint. Diese "Workplaces" erlauben z.B. den Hochschullehrern, sich in ihrer jeweilig gew�nschten Kombination von "Brick-and-Mortar" Wirkungsbereichen auf dem Campus einerseits und e-Learning orientierten Prozessphasen im IT-Netzumfeld andererseits nach ihrem pers�nlichen Gusto zu entfalten. Diese Workplaces werden grundlegend anders sein, als derzeit oft (miss-) verstanden wird: Bei diesen Workplaces spielt z.B. im normalen Alltagsbetrieb ein html-Editor keine Rolle, wohl aber Kommunikations- und Zusammenarbeitsfunktionen mit Kolleginnen und Kollegen. Bei diesen Workplaces spielt e-Mailing zwar eine Rolle, aber eine sehr differenzierte und ist z.B. verbannt als standardm��ige Individualkommunikationskomponente f�r kompetente Betreuung und Kommunikationsprozesse mit den Studierenden, die eine Massenveranstaltung mit sich bringt. Bei diesen Workplaces spielen Konzepte, Architekturen, Funktionalit�ten und IT-Werkzeuge eines grunds�tzlichen "Information Sharing" im lebendigen Arbeitsalltag eine entscheidende Rolle - und werden bis dato, wenn �berhaupt, allenfalls in Ans�tzen genutzt. Mithin: An diesem Verst�ndnis des richtigen Arbeitsplatzes f�r Lehrende an einer Hochschule, gegebenfalls integriert in ein Lehrstuhl- und Institutsteam, ist noch ordentliche Gestaltungsarbeit zu leisten. Ein Leitmotto f�r den Hochschultag ist gerade dieses Thema.

Vor diesem Hintergrund wollen wir die geplanten einzelnen Themenbereiche im Vortrags-, Workshop- und Laborprogramm des Hochschultages

"Collaborative Workplaces" in der Lehre
"Collaborative Workplaces" in Forschung und Projekten
Collaborative und Blended Learning

positionieren.

Prof. Dr. Ludwig Nastansky